Kurzzusammenfassung
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich neben proprietärer Software eine andere Art von Software einen Platz im Softwareuniversum erobert: Freie und Open-Source-Software, kurz FOSS. Diese unterscheidet sich von proprietärer Software in vielerlei Hinsicht, nicht zuletzt in den Institutionen auf denen sie aufbaut und den ökonomischen Machtverhältnissen, die sie herbeiführt. Knappheit am Informationsgut ist, abweichend von den üblichen Theorien zum geistigen Eigentum, keine Voraussetzung im FOSS-Modell. Stattdessen herrscht ein Überfluss an Code.
Für wohl die meisten akademischen Ökonomen stellt das FOSS-Paradoxon eine echte Herausforderung dar: Wieso funktioniert das FOSS-Modell? Wie kann man mit etwas Geld verdienen, das niemandes exklusives Eigentum ist? Oder etwas allgemeiner gefragt: Wie lassen sich Ressourcen effizient und nachhaltig bereitstellen und bewirtschaften, wenn diese nicht ihrem Wesen nach knapp sind? Müssen öffentliche Güteri nicht zwangsläufig der „Tragödie der Allmende“ zum Opfer fallen, wie es Garret Hardin vorhergesagt hat? Würde es nicht zu einem Mangel an Software kommen, wenn diese nicht exklusiv vermarktet werden könnte, wie es die ökonomische Standardtheorie vorhersagt?
Der vorliegende Aufsatz geht diesen Fragen nach und sucht Antworten auf die Frage nach dem Verhältnis von FOSS, Unternehmen und dem Markt. Dabei wird aufbauend auf den ökonomischen Randbedingungen und ihrer Determiniertheit in den institutionellen Rahmenbedingungen diskutiert, auf welchem Fundament FOSS seit über zwei Jahrzehnten wächst und gedeiht. Statt einer „Tragödie der Allmende“ (Hardin) erleben wir eine „Kommödie der Allmende“ (Carol Rose).